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AutorenbildP.Karagiouvanis

Grußwort von Erzpriester Miron beim Ökumenischen Friedensgebet in der Armenischen Kirche in Köln

4. November 2020

Hochverehrter, lieber Bischof Serovpe,

liebe Väter,

liebe ökumenische Schwestern und Brüder,

geliebte armenische Geschwister!

Gestatten Sie mir, Sie heute Abend mit einem Gedicht, dass Charles Aznavour 1966 geschrieben hat, zu grüßen. Es heißt „Les enfants de la guerre“ und ich zitiere aus der von ihm selbst gesungenen deutschen Version:

„Alle Kinder des Krieges

waren nie richtig Kind

sondern alt wie die Steine,

Blut und Eisen es sind

Nach der Mutter in Tränen

Griff zuerst ihre Hand

Märchen hörten sie keine

Denn die Welt stand in Brand“

Und später heisst es dort weiter:

„Diese Kinder erfuhren

Das nichts galt und nichts blieb

Als im Antlitz die Spuren

Wie der Hunger sie schrieb

Und die Liebe betrogen

Für ihr Alter zu alt

Von der Sorge erzogen

Ohne Heim ohne Halt“[1]

Ja, es ist wieder Krieg und wieder sind es die Kinder, die zuerst und am meisten leiden, aber natürlich nicht nur sie. Mit diesem Gefühl der Ohnmacht, der Wut und des Zorns bin ich heute abend bei Euch und an Eurer Seite. Ich tue dies im Namen der Griechisch-Orthodoxen Kirchengemeinde in Köln, Eurer Schwestergemeinde in dieser Stadt. Unsere Gedanken sind in Hadrút und Martakért. Unsere Gebete sind in Stepanakért und Martuní. Unser Herz brennt für Schuschí und Askerán.


Als Christen sind wir Menschen des Friedens. Schon der Psalmist weiss: „Zukunft hat der Mensch des Friedens.“[2] Und wir verkünden: Diesen Frieden kann es aber nur zusammen mit Gerechtigkeit geben. Ja: „Es begegnen einander Huld und Treue; Gerechtigkeit und Friede küssen sich. Treue sprosst aus der Erde hervor; Gerechtigkeit blickt vom Himmel hernieder.“[3]


Und für uns Christen gilt auch: „Wer den Namen des Herrn anrufen wird, soll errettet werden“.[4] Denn „Christus ist unser Friede. Er ist gekommen und hat im Evangelium Frieden verkündigt, euch, die ihr fern wart, und denen, die nahe waren.“[5]

Als Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK), jenes Gremiums, in dem 17 Kirchen unseres Landes Mitglieder sind – natürlich auch die Armenisch-Apostolische Kirche - und weitere 8 Kirchen Gastmitglieder, kann ich Ihnen versichern, dass das Gebet für den Frieden in Arzach uns alle verbindet und uns allen gemeinsam ist. „Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen“ heißt ja, dass wir nicht nur miteinander arbeiten, sondern auch eine Gemeinschaft bilden, auch eine Gemeinschaft des Gebets wie heute abend. Für diese Gemeinschaft danke ich Ihnen, ebenso wie für die Einladung heute hier sein zu dürfen.


Ich habe mit Aznavurian begonnen, erlauben Sie mir, ihn nochmal zu zitieren: Aus seinem Gedicht „Ils sont tombés“ aus dem Jahr 1975:[6]

Sie sind gefallen, ohne wirklich zu wissen warum

Männer, Frauen und Kinder, die nur leben wollten Mit schweren Gesten wie betrunkene Männer

Verstümmelt, mit vor Angst offenen Augen massakriert

Sie sind gefallen und riefen ihren Gott an

An der Schwelle ihrer Kirche oder ihrer Haustür

Herden in der Wüste, die gemeinsam taumelten

Überwältigt von Durst, Hunger, Eisen, Feuer In einer gutgelaunten Welt erhob niemand seine Stimme

Während ein Volk in seinem Blut schmachtete .

(…)

Sie sind gefallen, um in die Nacht einzutreten

die ewige, als sie keinen Mut mehr hatten

Der Tod traf sie, ohne nach ihrem Alter zu fragen

Denn ihre Schuld bestand darin, Kinder Armeniens zu sein.

[1] Französischer Text bei Charles Aznavour. Un homme et et ses chansons, Paris: Librairie générale 1996, S. 188f. Deutscher Text auf der EP Charles Aznavour, Caroline [auf Deutsch] – B-Seite: Die Kinder des Krieges. Erschienen bei Barclay-Metronome 1968.

[2] Ps 36,37 [3] Ps 84,11-12 [4] Röm 10,13 [5] Eph 2,14;2,17 [6] https://fr.wikipedia.org/wiki/Ils_sont_tomb%C3%A9s

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