von Erzpriester Constantin Miron
40 Jahre lang ist das Volk Israel durch die Wüste gezogen um das Gelobte Land zu erreichen. Und auch mein Dienst als Pfarrer in der Griechisch-Orthodoxen Metropolie von Deutschland hat knapp 40 Jahre gedauert. Ich muss allerdings gestehen, dass nicht der jetzt vor mir liegende Ruhestand das Gelobte Land für mich darstellt. Nein, die zurückliegenden 40 Jahre als Priester waren das Gelobte Land für mich. Warum das so war? Ich glaube, es hat damit zu tun, dass die Kirche Christi nicht wie ein Postamt ist, das Dienstleistungen erbringt, wo es aber im Grunde egal ist, wer hinter dem Schalter sitzt und dir die Briefmarken verkauft. Nein, die Kirche, unser gesamter Glaube hat etwas mit Beziehung zu tun, oder wie ich es heute nennen will, mit Begegnung. Der Beruf des Priesters hat nämlich, das durfte ich lernen, so viel mit bereichernder „Begegnung“ zu tun. Natürlich denkt man hier zunächst an die Begegnung mit Gott; ich meine allerdings in diesem Augenblick des Abschieds auch die Begegnung mit so vielen Menschen, mit denen ich diese vierzig Jahre unterwegs sein durfte, Menschen aus so vielen Nationen, aus so vielen Kirchen, aus allen sozialen Schichten.
Mit einem lauten Δόξα τῷ Θεῷ πάντων ἕνεκεν (Gott sei Dank für alles) erwähne ich heute an erster Stelle voller Dankbarkeit denjenigen, der mich hier 1983 in der Kölner Kirchengemeinde auf den Weg gestellt, sozusagen losgeschickt hat, Seine Eminenz Metropolit Augoustinos von Deutschland, dem ich immer für seine väterliche Liebe und Treue dankbar sein werde. Ich erwähne meine Familie, d.h. Presvytera Ruth und meine Kinder, Enkelkinder und alle leiblichen und geistlichen Verwandten, also auch jene aus meiner Familie, die schon in die ewigen Wohnstätten umgezogen sind, etwa meine Eltern und meinen Bruder.
In Dankbarkeit denke ich an die vielen Begegnungen auf dem Weg zurück. Ich nenne hier die Mitbrüder im geistlichen Dienst, die Gemeindemitglieder zunächst in Brühl, Wesseling, Euskirchen, Schleiden und Umgebung, später dann in Düsseldorf und Eupen und die letzten Jahre hier in Köln.
Dankbar bin ich allen, die diesen Weg in nächster Nähe mitgegangen sind, den Kirchenältesten (Επίτροποι), den Frauen der Diakonia, den Küsterinnen und Küstern (Νεωκόροι), den Kirchensängern und allen, die im Altar und der Kirche geholfen haben.
Dankbar bin ich auch jenen, die mir auch in meinen Tätigkeiten, die über den priesterlichen Dienst in der Gemeinde hinausgingen zur Seite gestanden sind,: den Mitarbeitenden in der Metropolie in Bonn mit Ihnen, lieber Bischof, an erster Stelle, den Mitbrüdern der orthodoxen Kirchengemeinden Kölns, Kolleginnen und Kollegen in der Schule in Düsseldorf und in der ökumenischen Arbeit in Frankfurt und anderswo. Einige von ihnen sind heute hier und ich danke ihnen ebenso wie Ihnen allen für Ihr Kommen.
Nicht jede Beziehung klappt im Leben, nicht jede Begegnung ist erfolgreich; dort wo es mir nicht geglückt ist, d.h. wo ich andere verletzt oder enttäuscht habe, bitte ich heute aufrichtig um Vergebung.
Mein letztes Dankeschön gilt Vater Panagiotis, den ich – wie er weiss – als Sohn adoptiert habe. Auch Du bist ein Kind der Kölner Kirchengemeinde, weil auch du hier geweiht wurdest, auch am 15. August, allerdings 24 Jahre später. Ich wünsche Dir Geduld und Kraft - und mindestens so viele gute Begegnungen auf deinem Weg, wie ich sie hatte. Ich bin sicher: es stimmt, was dein Name Panagiotis schon ausdrückt: Η Παναγία νά είναι μαζί σου και θα είναι μαζί σου! Αμήν.
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